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Mit Hilfe des Gitterschnitts nach ISO 2409 kann die Haftfestigkeit (Adhäsion) von Beschichtungen (zum Beispiel einer lackierten Oberfläche) abgeschätzt werden.
Die Gitterschnittprüfung (englisch: Cross-Hatch Cut Test) ist eine etablierte Methode zur Bewertung der Haftung von Beschichtungen auf Substraten, darunter auch lackierte Oberflächen. Sie dient insbesondere dazu, die Qualität und Beständigkeit von Lackierungen, Pulverbeschichtungen und anderen Beschichtungen zu bewerten. Es gibt zahlreiche Normen und Standards, die dieses Verfahren regeln, wobei Unterschiede in den Details (z. B. der Klingenbreite oder der Prüfmethodik) bestehen können. Nachfolgend sind die wichtigsten internationalen Standards und Normen für die Gitterschnittprüfung aufgeführt:
Häufig werden Gitterschnitt-Prüfungen gemäß der DIN EN ISO 2409 durchgeführt und dienen explizit nicht zur Messung der Haftfestigkeit, sondern zur Schätzung dieser. Für eine exakte Messung ist die Abzugsprüfung nach DIN EN ISO 4624 zu verwenden.
Bei einem Gitterschnitt werden sechs parallele Schnitte und weitere sechs Ritzschnitte im rechten Winkel auf der Beschichtung ausgeführt, um ein gleichmäßiges Quadratmuster zu erzeugen. Die Schnitte müssen bis auf den Untergrund gehen, jedoch ohne ihn zu stark zu verletzen. Die Prüfung kann manuell oder mit einem motorisch angetriebenen Gerät durchgeführt werden.
Die Dicke der Schicht und der Rasterabstand beeinflussen das Verfahren des Gitterschnitts. Für Schichtdicken bis 60 Mikrometer sind 1 Millimeter Rasterabstand (bei hartem Untergrund wie Metall) oder 2 Millimeter (bei weichem Untergrund wie Holz) zu wählen. Für Schichtdicken zwischen 61 und 120 Mikrometer sind 2 Millimeter Rasterabstand erforderlich und ab einer Schichtdicke von 121 bis 250 Mikrometer wird ein Rasterabstand von 3 Millimeter verwendet. Über 250 Mikrometer ist der Gitterschnitt nicht mehr anwendbar, in diesem Fall sollte die Kreuzschnittprüfung nach DIN EN ISO 16276-2 durchgeführt werden.
Nach Abschluss des Gitterschnitts ist es wichtig, lose Partikel von den Schnitten zu entfernen. Dazu kann eine weiche Bürste, Druckluft, Stickstoff oder Klebeband verwendet werden. Seit 2013 ist die Klebkraft des Klebebandes nicht mehr vorgeschrieben, es sollte jedoch parallel zu einer Richtung der Schnitte aufgeklebt und innerhalb von 5 Minuten wieder ruckartig (0,5-1 Sekunden) in einem Winkel von 60° entfernt werden.
Zum Abschluss des Gitterschnitts wird das verbliebene Gitter begutachtet. Hierbei unterscheidet man Gitterschnitt-Kennwerte von 0 (sehr gut) bis 5 (sehr schlecht), abgekürzt Gt 0 bis Gt 5. Neben diesem Einstufungsverfahren kann auch eine Ja/Nein-Prüfung zu jeweiligen Vorgaben erfolgen. Häufig werden im Bereich des Korrosionsschutzes Kennwerte von Gt 0 bzw. Gt 1 akzeptiert.
1. ISO 2409:2020 - "Beschichtungsstoffe – Gitterschnittprüfung" oder Englisch “Paints and varnishes — Cross-cut test”
2. DIN EN ISO 4624:2016-08 Beschichtungsstoffe – Abreißversuch zur Bestimmung der Haftfestigkeit
3. DIN EN ISO 16276, ISO 16276-2, Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungssysteme – Beurteilung der Adhäsion/Kohäsion (Haftfestigkeit) einer trockenen Beschichtung und Kriterien für deren Annahme – Teil 2: Gitterschnitt- und Kreuzschnittprüfung
4. ASTM D3359-17 - "Standard Test Methods for Rating Adhesion by Tape Test"
Diese Norm wird in den USA verwendet und beschreibt zwei Methoden:
• Methode B: Gitterschnitt-Test (vergleichbar mit ISO 2409).
5. DIN 53151:1981 - “Prüfung von Anstrichen — Gitterschnittprüfung”
6. BS 3900-E6:2007 - “Methods of test for paints — Cross-cut test”
Des Weiteren existieren unter anderen diese Normen im Bezug auf die Gitterschnittprüfung und Haftfestigkeit:
Anwendung und Einschränkungen